Kunst- und Naturalienkammer der Franckeschen Stiftungen in Halle/Saale

Da nun der Haupt Zweck, die große Welt

(und zwar Natur und Kunst) allhier im kleineren beisammen zu haben

a) nicht für großen Aufwand, denn dieses schickt sich nicht für ein Waysenhaus,

sondern aus zu fälligen und unbeschwerlichen beytrag

b) auch nicht zur bloßen Schau, sondern zum Nutzen der hiesigen Schuljugend

und anderer Gott und die Welt beßer und zeitiger kennen zu lernen.

 

(aus den Instructionen für den Herumführer durch die Naturalienkammer des Halleschen Waisenhauses 1741)

Walpenisse

Die Kunst- und Naturalienkammer wurde um 1700 von August Hermann Francke in seiner Lehranstalt in Glaucha bei Halle/Saale angelegt zur Einbeziehung in den Lehrplan. Zur Gründung stiftete Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg einige Doppelstücke aus der fürstlichen Raritätenkammer, wie den Zahn eines Flusspferdes, mehrere Walpenisse und ein Straußenei. Das war der Grundstock und der Beginn der Naturalienkammer für den Schulunterricht.

Ausstellungsschrank mit Mineralien

Francke zeigte seine Kollektion gern Besuchern und ermunterte sie, weitere Stücke beizutragen. Im Laufe der Jahre erweiterte sich die Sammlung um Mineralien, Pflanzen, Tierpräparate, Muscheln und Korallen, aber auch Ethnografica, mechanische Apparate, architektonische Modelle. Eigens gebaute und thematisch entsprechend bemalte Schränke präsentierten die Vielzahl der Objekte. Auch die Öffentlichkeit hatte Zutritt zu den Kuriositäten, um sich die große Welt im Kleinen anzusehen.

 

Nachdem die Kunst- und Naturalienkammer im letzten Jahrhundert verwahrloste, wurde sie in den 1990er Jahren wieder hergerichtet und steht nun erneut Besuchern offen.

 

 

Quelle:

Die Kunst- und Naturalienkammer der Franckeschen Stiftungen. Verlag der Franckeschen Stiftungen Halle/Saale; 1998.

 

link zu Franckesche Stiftungen

 

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