Sammeln
Sammeln ist eine Betätigung, die ganz selbstverständlich in unser aller Leben gehört. Laut Ilgen/Schindelbeck sammelt jeder Zweite in Deutschland; das sind mehr als 30 Mio. Menschen. Dinge, die zuvor verstreut waren, werden nach bestimmten Kriterien ausgesucht und zusammen getragen. Liegt der Zweck des Anhäufens im Anschauen der Gegenstände, so handelt es sich nach Sommer um ein ästhetisches Sammeln; im Gegensatz zum ökonomischen Sammeln, bei dem das Gesammelte im Verschwinden endet (beispielsweise das Sammeln von Pilzen).
Der Ursprung des Bedürfnisses, Dinge zu sammeln, liegt häufig in der Kindheit. Durch das Sammeln werden Verlustängste kompensiert oder Minderwertig-keitskomplexe bearbeitet oder der Sammler sucht weiter Trost und Beistand bei Objekten, wie er es aus Kindertagen kennt. Muensterberger zeigt verschiedene Beispiele auf, welche Formen dabei das Sammeln annehmen kann. Dabei erregt weniger das Sammeln die Aufmerksamkeit der Umwelt, sondern vielmehr die Art und Weise der Vorgehensweise und den damit verbundenen emotionalen Ausmaßen. Den gesammelten Objekten werden vom Sammler bestimmte Eigenschaften zugeschrieben, die rein subjektiv sind. Jeder Gegenstand hat eine eigene singuläre Bedeutung, die in der eigenen Erfahrung begründet liegt, aber auch vom Geschmack, Stil sowie vom Zeitgeist und soziokulturellen Klima beeinflusst ist.
Antrieb zum Sammeln ist die Freude am Besitzen und die damit verbundene Erschaffung einer eigenen Welt. Oder wie Walter Benjamin es beschreibt, dass „ für den Sammler … der Besitz das allertiefste Verhältnis ist, das man zu Dingen überhaupt haben kann: nicht daß (sic) sie in ihm lebendig wären, er selber ist es, der in ihnen wohnt.“