Kunst- und Wunderkammer

Die Renaissance (ab 14. Jh) entdeckte die Antike als Vorbild für die Kunst wieder; sie wertete einstigen altertümlichen „Abfall“ zu Forschungs- und Sammlungsobjekten auf. Aus der im 15. Jh. beginnenden regen Reisetätigkeit resultierte der Erwerb neuen Wissens; mitgebrachte Gegenstände, wie Naturalien und Ethnografica, repräsentierten exotische Länder und fremde Kulturen.

 

Gab es im Mittelalter nur zwei Kategorien von Sammlungen – die Reliquien der Kirchen sowie die fürstlichen Schatzkammern als finanzielle Absicherung in Notlagen –, füllten sich nun die Kabinette von Fürsten und Gelehrten mit fremdartigen Raritäten. Die neuen Sammlungsobjekte waren zunächst - im Gegensatz zu den antiken - weniger Forschungsgegenstände als vielmehr Kuriositäten.

 

Im Laufe der Zeit wurden die Sammlungen um Gemälde und Skulpturen, technische Neuheiten, architektonische Modelle und astrologische Geräte erweitert. Die fürstlichen Kunst- und Naturalienkabinette des 16. und 17. Jh. erinnerten an Wunderkammern, in denen sondersame Dinge, dekoratives Kunsthandwerk, wissenschaftliche Instrumente, anatomische Präparate, Kunstwerke u. a. gleichberechtigt nebeneinander standen und die große Welt im Kleinen zeigten. Das Motto lautete: pars pro toto.

 

Vor allem hatten fürstliche Sammlungen repräsentative Aufgaben: den Beweis für den künstlerischen Geschmack und das wissenschaftliche Interesse des Herrschers sowie die Darstellung seiner Macht und Überlegenheit. Künstler und Wissenschaftlicher waren zu Studienzwecken willkommen, unterstrichen ihre Besuche doch die exponierte Stellung des Eigentümers.

 

Ab dem 18. Jh. nahmen die Fürsten zunehmend ihre Verantwortung hinsichtlich der Bildung des Volkes wahr sowie einer angemessenen Präsentation ihrer Sammlungen. Öffentliche Museen wurden eingerichtet, für die Objekte der Kunst- und Naturkabinette den Grundstock bildeten, die teilweise heute noch existieren. Mit der Herausbildung von Spezialmuseen kamen Wunderkammern aus der Mode.

 

 

Quelle:

Krzysztof Pomian: Der Ursprung des Museums. Vom Sammeln. Wagenbach, Berlin, 1998.

 

 

Hier folgen ein paar Beispiele:

 

Franckesche Stiftungen in Halle/Saale

 

Stiftung Schloss Friedenstein Gotha

 

Kunstkamera des Zaren Peter I.